AUSSERGERICHTLICHE BEWEISSICHERUNG:
JULIA SCHÜTTLER IST DIE EXPERTIN DER LGA BAUTECHNIK
Auf den ersten Blick mag das Instrument der außergerichtlichen Beweissicherung wie ein teurer Tribut an die Vorsicht wirken. Doch in der Realität hat sie sich schon häufig als ein Segen erwiesen, als ein geeignetes Verfahren zur gegenseitigen Vertrauensbildung und Vermeidung von Streitfällen zwischen Bauherrschaft, Hauseigentümern und Firmen, vor allem bei größeren Bau- und Renovierungsvorhaben. Julia Schüttler, die im Team von Sven Homburg für die LGA Bautechnik seit 2019 solche Gutachten erstellt, wählt ein besonders augenscheinliches Beispiel aus ihrer Praxis.
„In der Burganlage Rothenfels stehen ab Frühjahr 2022 groß angelegte Arbeiten an: Der Burgpalas wird neu gesichert und die Herberge kernsaniert.“ Die 850 Jahre alte Burganlage am Main in Unterfranken wird seit über 100 Jahren als Tagungszentrum, Jugendherberge und kulturelles Begegnungszentrum genutzt. „Nun wird für Teile der Arbeiten im Burghof ein gewaltiger Kran benötigt. Dieser wird durch einen Autokran errichtet, und der muss dabei eine kleine Steige hinabfahren. Das könnte zu Schädigungen an der Bausubstanz der umliegenden Gebäude führen“, erläutert Schüttler, die eine Reihe praxisnaher Aus- und Fortbildungen für die Gutachter- Tätigkeit mitbringt. „Ich habe Steinmetz und Restauratorin gelernt und einen „Hochbautechniker (Spezialisierung für Denkmalpflege und Bauwerksdiagnose) absolviert.“ In der LGA-Zweigstelle Würzburg trat sie die Nachfolge von Josef Fischer an, der den Posten 30 Jahre innehatte. Ihre Aufgabe erfordert aber nicht nur technisches Können. Vor allem Kommunikationsgeschick und Menschenkenntnis sind gefragt, um bei Nachbarn von Großprojekten im Haus den Jetzt-Zustand protokollieren zu dürfen.
Um den Rechtsfrieden zu wahren, hat der Auftraggeber der Rothenfelser Bauarbeiten, der Verein „Quickbornfreunde e. V.“, der die Anlage betreibt, die Beweissicherung bei der LGA in Auftrag gegeben. Ihre Aufgabe im Ort Rothenfels im Spessart beschreibt Schüttler so: „Ich begehe die benachbarten Bauten, Wohnhäuser mit Nebengebäuden und die Geländeoberflächen der Anwesen. Der Ist-Zustand vor den Baumaßnahmen wird visuell begutachtet und protokolliert. Ich begehe Räume, dokumentiere die verbauten Oberflächen, wie z. B. die Bodenbeläge, Wände, Decken. Ziel ist es, das Gebäude als „schadfrei“ zu deklarieren und ggf. vorhandene Mängel textlich und fotografisch festzuhalten. So können Streitigkeiten nach Beendigung der Baumaßnahmen meist außergerichtlich geklärt werden. Ein ähnlich gelagertes Großprojekt hat sie bereits in Bad Kissingen beendet. Dort wird der ehemalige Schlachthof, bis Anfang 2000 wurde hier noch geschlachtet, in ein „ein Genuss-, Erlebnis- und Mobilitäts- Zentrum mit Veranstaltungsräumen“ verwandelt. Das im Volksmund „Ochsenkathedrale“ genannte Gebäude steht unter Denkmalschutz. Auch hier hat Schüttler das historische Gebäude mit seinem Umfeld begutachtet. Bei diesen spektakulären Beispielen soll aber nicht vernachlässigt werden, dass „90 Prozent meiner Aufträge aus Tiefbaumaßnahmen stammen, die zumeist von Kommunen oder Baufirmen in Auftrag gegeben werden: Durch die Urbanisierung und ganzheitliche Flächennutzung wird Bauen im Bestand ein immer größerer Bestandteil der Bauleistungen. Oder es stehen nach jahrzehntelanger Nutzung der Infrastruktur Kanal- oder Straßensanierungen in bebauten Gebieten an. Dies birgt immer die Gefahr von Einflüssen, (wie z. B. Erschütterungen, mechanische Beschädigungen, etc.) ausgehend von den Baumaßnahmen auf das Umfeld der benachbarten Bebauungen, so Julia Schüttler.
