LGA Untersuchung im Faulturm − Gut geschützt

Untersuchung im Faulturm − Gut geschützt

Peter Budig

BEI DER BAUWERKSPRÜFUNG IN KLÄRANLAGEN SIND MITARBEITER AUCH IN BEGLEITUNG VON FAULTURMTAUCHERN UNTERWEGS

Während noch vor 50 Jahren Abwässer meist ungeklärt in Gewässer eingeleitet wurden, sind saubere Flüsse und Seen heute fast eine Selbstverständlichkeit. Fast 2500 kommunale Kläranlagen gibt es in Bayern, „in den letzten 70 Jahren wurden mehr als 35 Milliarden Euro in den Bau der öffentlichen Abwasserinfrastruktur investiert“

Faulturmtaucher Roman Marchenko

Die ständig in Betrieb befindlichen, hoch beanspruchten Abwasserbauwerke werden kaum regelmäßig geprüft. Wenn eine Prüfung, z.B. im Rahmen von Erhaltungs- oder Umbaumaßnahmen erforderlich wird, bringt dies einige Besonderheiten mit sich. Das Abwasser wird in verschiedenen Anlagen und Becken und in mehreren Verfahrensstufen gereinigt und wieder in natürliche Gewässer abgegeben. Übrig bleibt im Wesentlichen Klärschlamm, der in sogenannten Faultürmen zur Entwässerung zwischengespeichert wird. Die Gasentwicklung im Fäuleprozess wird z.B. zur Energieerzeugung genutzt. Die Betonsubstanz dieser Türme ist besonders aggressiven Medien (Ammonium, Sulfate, niedrige pH-Werte im stark sauren Bereich u.a.m.) ausgesetzt. Zudem sind die entstehenden entzündlichen Gase hoch explosiv und verbleiben daher im Betrieb in vollständig geschlossenen Kreisläufen. Eine Außerbetriebnahme der Anlagen sowie die Umsetzung vielfältiger Sicherungsmaßnahmen sind vor Bauwerksuntersuchungen zwingend erforderlich. Die betontechnische Aufnahme mit Messungen und Beprobungen gehört zu den grundlegenden Aufgaben im Vorfeld der Planung einer Betoninstandsetzung. Für die LGA Bautechnik sind dafür u.a. der Baustoffprüfer und staatlich geprüfte Bautechniker Stefan Baumann und sein Kollege aus dem Labor, Leonid Loutski, als Team unterwegs. Zuletzt war eine Aufgabe, „eine Faulbehältersanierung sowie betontechnologische Bauwerksund Laborprüfungen mit Bewertung und Handlungsempfehlungen“ in der Kläranlage Gunzenhausen auszuführen, so Projektleiter Stefan Baumann. Grundlage ist eine genaue Kenntnis der Konstruktionsart dieser Bauteile, um bei den Probenahmen keine maßgeblichen Schädigungen am Bauwerk zu verursachen. 

So müssen Bohrkerne und Bohrmehlproben entnommen werden, um im Labor chemische Kennwerte von betonangreifenden Substanzen sowie mechanische Parameter analysieren zu können, um so den Zustand der Anlagen zu ermitteln. Dabei wird auch u. a. die Druckfestigkeit der Betonkerne ermittelt. Die betontechnologischen Bauwerksund Laborprüfungen lassen am Ende eine Bewertung der Dauerhaftigkeit, oft verbunden mit der Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zu. „Das Faulturminnere kann nur mit einem Gasschutzanzug und einer Maske mit externer Sauerstoffzufuhr betreten werden“, erläutert Leonid Loutski, der bei der LGA im Bautechnischen Prüflabor arbeitet. Die Arbeit an der Anlage ist nicht ungefährlich, der Klärschlamm ist zudem bakteriell kontaminiert. Noch aufwendigere Schutzmaßnahmen erfordern Arbeiten im Faulturm im Bereich des Faulschlammes. Müsste der Turm für Untersuchungen entleert werden, wären vier bis sechs Wochen Vorlaufzeit nötig. Wenn speziell geschulte und ausgebildete Taucher in einem komplett geschlossenen System in völliger Dunkelheit arbeiten, ersparen sie dem Auftraggeber viel Zeit und man erhält Ergebnisse von sonst nicht zugänglichen Oberflächen. „Solche Arbeiten werden an Spezialunternehmen vergeben, die LGA beschäftigt keine Industrietaucher“, so Stefan Baumann. Die Ergebnisse, die aus der Tätigkeit dieser Spezialisten resultieren, fließen jedoch in das Gutachten mit ein und ergänzen die Prüfungen der LGA.

Leonid Loutski (LGA Bautechnik GmbH) entnimmt Bohrproben

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