LGA Wie ein Profi in die Röhre schaut

Wie ein Profi in die Röhre schaut

Peter Budig

MARKUS MALETZ IST IN DER LGA BAUTECHNIK DER SPEZIALIST FÜR ROHRE UND ENTWÄSSERUNGSSYSTEME

Verformungen aufgrund der Vertikalbelastung einer GFK-Schachtauskleidung für die bauaufsichtliche Zulassung in Japan

Das Prüfen von Rohren und anderen Entwässerungssystemen ist für die LGA ein Standardgeschäft, das in ganz Deutschland und im angrenzenden Europa ausgeführt wird.

Wer in die Röhre schaut, hat normalerweise nichts zu lachen. Im deutschen Sprachgebrauch ist das jemand, der ins Hintertreffen geraten ist. Für den Profi hat das intensive Betrachten, das Prüfen von Rohren und Röhren eine ganz andere Bedeutung. Das Vorgehen dabei ist in Deutschland natürlich geregelt, DIN EN 752 ist sogar eine europäische Norm. Sie definiert Ziele für Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden. Diese Norm gilt für Entwässerungssysteme von dem Punkt an, an dem das Abwasser das Gebäude verlässt oder in einen Straßenablauf fließt, bis zu dem Punkt, an dem das Abwasser in eine Kläranlage oder ein aufnehmendes Oberflächengewässer eingeleitet wird. Der Bereich vom Gebäude über das Grundstück zum Hauptrohr ist meist privat, was nicht bedeutet, dass er nicht regelmäßig (alle zehn Jahre) geprüft werden muss.

Bei den Aufgaben, die Markus Maletz im Auftrag der LGA wahrnimmt, handelt es sich oft um Routinen. „Aber besonders spannend sind natürlich echte Herausforderungen, zum Beispiel, wenn Rohre nicht rund, sondern eiförmig sind oder sehr alt“, erzählt der Bauingenieur und greift rasch zu Bleistift und Papier, um das Gesagte zu verdeutlichen. „In diesem Jahr hatten wir einen herausfordernden Auftrag“, erzählt er aus der Praxis. „In Filderstadt besteht ein Rohrsystem von 1930. Unterlagen existieren keine mehr. Erste Maßnahme bei solchen historischen Rohrsystemen ist eine Begehung des Kanals unter Berücksichtigung der Arbeitssicherheitsvorschriften; das heißt: Atmosphäre messen und lüften. Kamerafahrten, Baugrunduntersuchungen und das Entnehmen von Bohrkernen an strategischen Stellen folgen. Bald wurde klar, dass die Bewehrungssysteme in der Betondecke korrodiert waren. Als Schutzmaßnahme wurde zunächst der Verkehr auf der Straße auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen beschränkt. „Sehr wahrscheinlich wird, auf Vorschlag der LGA, ein zweites (kleineres) GFK-Rohr eingeschoben und der Spalt zum Altrohr verdämmt, um die Sicherheit des Rohr-Boden-Systems für die Zukunft zu gewährleisten“, erzählt Maletz. Für Kommunen sind diese Aufgaben kostspielig und nicht besonders attraktiv.

„Die Kanalsanierung im schwäbischen Filderstadt auf einer Strecke von circa 400 Metern wird etwa 1,5 Millionen Euro kosten. Das ist ein bisschen undankbar: Ein Riesenaufwand für die Erhaltung der Sicherheit. Am Ende kommt niemand mit Pralinen und jubelt – weil es keiner sieht“, so Maletz. Das Kanalnetz in Deutschland ist, ähnlich wie bei Brücken und Straßen, überaltert. Das älteste deutsche Kanalsystem macht seinen Job in Hamburg und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Jahr des „großen Brandes“ 1842 begonnen. Die Aufgabe, alles im Blick zu behalten und rechtzeitig zu prüfen ist gigantisch: Im Jahr 2016 betrug die Länge der Schmutzwasserkanäle in Deutschland rund 214.000 Kilometer. Zusammen mit den Regenwasser- und den Mischwasserkanälen kommt man auf eine Gesamtlänge von 594.000 Kilometern. „Etwa 20 Prozent der Kanalsysteme gelten als renovierungsbedürftig“, weiß Maletz, dem die Arbeit so schnell nicht ausgehen wird. Neben der Prüftätigkeit ist er ein gefragter Vortragsredner und Verfasser von Fachartikeln, den es damit sogar bis nach China verschlagen hat; Tätigkeiten, die dem Experten nicht nur Freude bereiten, sondern auch als Netzwerk- und im weiteren Sinne Vertriebstätigkeit wichtig sind.

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