LGA Gemeinde Mülsen errichtet ein Kleinod für die Jüngsten

Gemeinde Mülsen errichtet ein Kleinod für die Jüngsten

Peter Budig

IN DER KINDERTAGES­STÄTTE „FUCHSBAU“ GIBT ES KAUM RECHTE WINKEL, DAFÜR VIEL LICHT, PLATZ FÜR „KLEINE FORSCHER“ UND 145 FROHE KINDER.

Mülsen liegt im Westen von Sachsen, etwa 80 Kilo-meter von Hof, Standort einer Zweigstelle der LGA, ent-fernt und gehört zum Landkreis Zwickau. Die Gemein-de hat einige Besonderheiten aufzuweisen: Sie ist mit etwa 11.000 Einwohnern die größte in Sachsen und erstreckt sich mit acht Ortsteilen 17 Kilometer entlang des Mülsenbachs.

Die Betreuungsquote in vorschulischen Einrichtungen liegt im Landkreis Zwickau bei traumhaften 99,7 Prozent. 145 Mülsener Kinder können es nun besonders schön haben: Sie dürfen den 2021 fertiggestellten „Fuchsbau“ (auf den Namen haben sich die Eltern ziemlich einhellig geeinigt) besuchen. Der Neubau (Gesamtkosten: etwa 6,1 Millionen Euro) ersetzt zwei frühere Kindertageseinrichtungen. Er wurde auf einem Lückengrundstück mit bisher landwirtschaftlicher Nutzung errichtet, die Grundschule, die Sporthalle und ein Sportplatz liegen in unmittelbarer Nähe.

Der Bau einer neuen Kindertagesstätte war den Mülsenern schon länger ein Anliegen, denn die beiden bisherigen Standorte der Kinderbetreuung waren überaltert oder in zweckfremden Gebäuden untergebracht. Der Architekturauftrag für eine neue Kindertagesstätte in der Schachtstraße wurde europaweit ausgeschrieben, sieben Juroren entschieden sich unter 40 Bewerbern einhellig für das Dresdener Architekturbüro pussert kosch architekten PartGmbB. Die Architekten hatten einen mutigen Entwurf eingereicht, mit einer weitgehend aus Holz bestehenden Fassade, einem offenen, großzügigen Eingangsbereich, mit Räumen, die Experimente erlauben (ein Bau-, ein Musikzimmer und ein Forscherraum), einem aufgeweiteten Spielflur im Obergeschoss, einer großzügigen Dachterrasse. Im Gebäude können insgesamt bis zu 145 Kinder betreut werden, darunter sind drei Krippengruppen (1-3 Jahre à 15 Plätze), vier Kindergartengruppen (3-6 Jahre à 20 Plätze) und eine Integrationsgruppe (1-6 Jahre, mit 15 Plätzen).

Ein Ausdruck von Heimatverbundenheit und Bürgersinn ist in Mülsen sicher auch, dass vor allem lokale Unternehmen zum Zuge kamen: Die Elektro-, Heizungs- und Sanitärarbeiten, der Trockenbau und das Dach wurden an einheimische Handwerksbetriebe vergeben, der Zimmermann, der die Fassaden anbrachte, besitzt eine Werkstatt direkt angrenzend an den „Fuchsbau“.

Den Auftrag für die statische Prüfung erhielt die Zweigstelle der LGA in Hof. Deren Mitarbeiter Ulf Fache wohnt privat sogar in der Nachbarschaft, „die Bauüberwachungen waren ein ‚Heimspiel‘ und konnten vor der Fahrt nach Hof oder am Nachmittag am Ende des Heimweges durchgeführt werden“, erzählt er und erinnert sich: „Die statisch-konstruktive Prüfung bezog sich auf ein Bauvorhaben, welches zum ‚normalen Tagesgeschäft‘ der Zweigstelle Hof zählt. Es handelt sich um ein Bauwerk mit Stahlbetonwänden und -stützen. Die Decke wurde als ebenes Flächentragwerk in Verbindung mit Unterzügen und wandartigen Trägern berechnet. Dennoch – es setzt sich auf Grund seiner Funktion, seiner Geometrie und seines Erscheinungsbildes von üblichen Industrie- und Wohnbauten ab: Die Wände des Kindergartens stehen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht rechtwinklig zueinander. Dies ergibt am Ende einen Baukörper mit völlig unterschiedlich langen Außenwänden und Dachflächen, und dadurch bedingt, unterschiedlichen Dachneigungen. Es gibt zum Beispiel Winkel von 104°, 75,7° oder 88° – dies stellte bei der Konstruktion der Bauteile für den Tragwerksplaner eine Herausforderung dar. So mussten alle Tragglieder der Dachkonstruktion und die zugehörigen Anschlüsse ingenieurmäßig bemessen und konstruiert werden.“

Wesentliche Besonderheiten im Zuge der Prüfung waren durch die leichte Hanglage des Grundstückes sowie durch den unterschiedlichen, teils setzungsempfindlichen Baugrund gegeben. Bei der Prüfung der hieraus resultierenden Grundbruch- und Setzungsberechnungen wurde die Zweigstelle Hof durch Andrea Riffelmacher von der LGA in Nürnberg unterstützt. In der Folge waren verschiedene Maßnahmen erforderlich, wie z. B. ein großflächiger Bodenaustausch, eine Bodenverbesserung und eine bis zu etwa vier Meter reichende Tiefergründung über Streifenfundamente. Weiterhin, bedingt durch die Hanglage, war die Errichtung einer Winkelstützwand notwendig. Diese bildet gleichzeitig die Gründung der nordöstlichen Außenwand. Insgesamt ist die Kindertagesstätte durch eine großzügige und großflächige Anordnung von Glasflächen im Erdund Obergeschoss geprägt. Die hierfür erforderliche statische Berechnung beinhaltete Nachweise zur Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit der 2-fach-Isolierglasscheiben mit teils absturzsichernder Funktion. Camilla Suraru von der Zweigstelle Würzburg übernahm die Prüfung der eingereichten Unterlagen.

ULF FACHE, LGA HOF: „Das war ein emotionaler Auftrag“

Ulf Fache, Jahrgang 1966, wohnhaft in Mülsen, „keine 500 Meter von der Kindertagesstätte ‚Oberer Mülsengrund‘ entfernt“ (so der Planungsname), als Bauingenieur seit 2014 bei der LGA angestellt, zur statischen Prüfung des Neubaus:

Der Prüfauftrag wurde durch das Landratsamt Zwickau im August 2018 erteilt. Er beinhaltete die Prüfung der statischen Berechnungen und Konstruktionszeichnungen, der Nachweise zur Feuerwiderstandsdauer der tragenden und aussteifenden Bauteile sowie die stichprobenartige Überwachung der Baumaßnahme. Die Prüfung erfolgte im Zeitraum von Februar 2019 bis März 2020.

Sicher hielt sich die Kompliziertheit der Prüfung der Kindertagesstätte in Grenzen. Aber es gab einige Besonderheiten, etwa die doch nicht so gewöhnliche Optik, die es zu einer interessanten und abwechslungsreichen Aufgabe werden ließen. Dazu kommt noch: Wann wird schon mal auf dem Dorf, im eigenen Wohnort, so ein tolles Objekt gebaut, wann kann man sich schon mal selbst, wenn auch zu einem kleineren Teil, am Gelingen eines solchen Bauvorhabens beteiligen? Alles in allem machte es dies für mich nicht nur zu einer rein statisch abzuarbeitenden Aufgabe, sondern auch zu einer in gewisser Weise emotionalen.

Die Prüfung muss nicht immer einem hochwissenschaftlichen Anspruch genügen – ab und zu darf es auch einfach mal nur schön sein!

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