LGA Schlossberg­tunnel bei Nord­halben

Schlossberg­tunnel bei Nord­halben

Peter Budig

Das staatliche Bauamt Bamberg plant, den einzigen Straßentunnel im Landkreis Kronach zu erneuern. Dieser wurde 1937 unter vergleichsweise schlechten Baubedingungen, da Baumaterial und Personal zu dieser Zeit knapp waren, fertiggestellt.

DER BEFUND

Der zweispurig ausgebaute Tunnel weist aktuell ganz offensichtliche starke Schäden in der Auskleidung auf, die aus sog. Stampfbeton im Widerlager und den unteren Ulmenbereichen sowie einem Ziegelmauerwerk im Gewölbe und an den Portalfronten bestehen. Dies äußert sich im Wesentlichen in Form von Längs- und Querrissen, Nassstellen und lokalen Abplatzungen der Auskleidung. Eine als Wasserdämmschicht eingebaute Bitumenlage ist weitgehend marode. Der Stampfbeton ist stellenweise sehr porös bzw. entfestigt. Die Fugenbereiche des Ziegelmauerwerks weisen starke Entfestigungen auf. Andernorts deuten Risse in den Fugen sowie auch im Stampfbeton auf eine beginnende Überbeanspruchung der Tunnelschale hin. Insbesondere am Südportal zeigt sich eine leichte Verkippung des Portalkopfs nach außen.

DIE AUFGABE

Geologen und Bauingenieure des LGA Grundbauinstitutes haben für ein Bauwerks- und Gründungsgutachten das Bauwerk und den umgebenden Fels geologisch und hydrogeologisch untersucht, geotechnisch, felsmechanisch und statisch beurteilt, anschließend Vorschläge zum Neubau unterbreitet. Dazu wurden umfangreiche Feld– und Laboruntersuchungen durchgeführt. Das Gebirge baut sich aus metamorph überprägten und damit mineralogisch zu Grauwacke und Tonschiefern veränderten ehemaligen Sedimentgesteinen auf. Das Gestein wurde im Laufe der Entstehungsgeschichte durch tektonische Vorgänge wie mehrmalige Verfaltungen stark beansprucht, es bildeten sich Flächen mit schwächeren Kornkontakten aus. Man spricht hier von sogenannten Kluft- oder Schieferungsflächen. Diese führen dazu, dass das Gebirge aus vergleichsweise hartem Fels bei Freilegung und Entlastung rasch in einzelne Kluftkörper zerfällt und im Falle des Rückbaus der Tunnelschale Verbrüche aus dem Gebirge sehr wahrscheinlich sind. Zudem wird die Tunnelschale in Nässeperioden stark durchfeuchtet, Niederschlagswasser dringt durch die geöffneten Kluftflächen bis an die marode Tunnelauskleidung. Bei Frost kommt es zu starken, häufig sukzessive fortschreitenden Schädigungen der Tunnelschale, die später in oberflächlichen Abplatzungen zu beobachten sind.

DER ARBEITSPROZESS

Um geeignete Bauvarianten zu empfehlen bzw. von ungeeigneten abzuraten, wurden von LGA-Grundbauspezialisten Dr. Hu bereits Vorüberlegungen durchgeführt. Dazu zählten statische Berechnungen des Gebirgskörpers, der Spannungszustände im Bereich der verschiedenen Abschnitte der Tunnelschale und der Portale sowie Simulationen der verschiedenen Bauzustände beim Rück- und wieder Neubau des Tunnels. Aktuell berät die oberste Baubehörde in München mit den Zuständigen vom staatlichen Bauamt in Bamberg, welche Bauvarianten zum Einsatz kommen sollen und daher eingehender hinsichtlich der Detailplanung beurteilt werden müssen. Ziel ist es, die Erneuerung des Tunnels unter höchsten Sicherheitsaspekten in einem vertretbaren Zeitrahmen, möglichst umweltverträglich durchzuführen.

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