LGA Unter­nehmen Kunden­journal Impulse 2017 Ausgabe 1/2017 Eine kleine Geschichte der Material­prüfung in Würzburg

Eine kleine Geschichte der Material­prüfung in Würzburg

Peter Budig

1977

Seit 1977 residiert die LGA in Würzburg unter der Adresse Dreikronenstraße 31. Seit dieser Zeit tat die Hydropuls – eine hydraulische Druck- und Zug-Prüfmaschine – ihren Dienst. Bis sie im Jahr 2007 in den „Ruhestand“ versetzt wurde. Jetzt ist sie, nach einer gründlichen Durchsicht und Instandsetzung, wieder aktiviert worden. Die erfolgreiche Geschichte der Materialprüfung in Würzburg wird fortgeschrieben.

Die Geschichte der Gewerbeanstalt Würzburg als amtliche Bauprüfstelle reicht weit zurück. Nach dem Krieg stand alles im Zeichen des Wiederaufbaus der am stärksten zerstörten Stadt Bayerns. Nicht nur die Prüfstelle für Baustatik, auch eine amtliche Baustoffprüfstelle sollte auf Geheiß der Regierung von Unterfranken eingerichtet werden. Die wichtigsten Baustoffe waren Beton und Stahlbeton. Die „Sonderausgabe der BLGA-Rundschau“ („10 Jahre Gewerbeanstalt Würzburg“, Nürnberg, 1957) listet eine Tätigkeitsübersicht der Würzburger Zweigstelle auf: Zum Stammgeschäft der Materialprüfung gehörte die Prüfung von Baustoffen auf Bruchlast und Druckfestigkeit, Biegezugfestigkeit, Frostbeständigkeit, Wasserdichte, Wasseraufnahme, Härte, Abnutzbarkeit insbesondere – und dann folgen Baustoffe von Bordschwellen, Betonrohre, verschiedene Steine und Ziegel bis zu unterschiedlichsten Platten.

Als im Jahr 1974 der Grundstein für das neue Dienstgebäude der LGA in Würzburg in der Dreikronenstraße gelegt wurde und das markante Gebäude – ein dreigeschossiger Stahlbetonskelettbau mit Flachdach und eindrucksvoller Fensterfront – bezugsfertig war, war für die neue Generation der Materialprüfung bestens vorgesorgt. Im Erdgeschoss neben den Büros war „für die Amtliche Baustoff-Prüfstelle für Unterfranken eine neue Werkhalle mit modernen Prüfund Laborräumen vorgesehen.“ So steht es in der Urkunde für die Grundsteinlegung (siehe: „75 Jahre Zweigstelle Würzburg“, Schimmel Verlag, S. 18). Zur Ausstattung gehörten mehrere Prüfmaschinen, darunter jene, die „neben den konventionellen Prüfeinrichtungen ein Aufspannfeld mit Hydropulsanlage für dynamische und Dauerversuche“ bietet. Die Stahlbetonplatte des Aufspannfeldes misst ca. 6 auf 8 Meter, ist 1,20 Meter dick und dafür ausgerichtet, Druck- und Zugkräfte bis zu 100 Tonnen aufzunehmen. Bis ins Jahr 2007 wurde in Würzburg auf diese Weise Material geprüft, dann wurde die Anlage stillgelegt.

„So hat der Kunde die Sicherheit, dass die von der Norm geforderten Kräfte aufgenommen werden.“
 
Dieter Katz

Dass nun, 10 Jahre danach, die Hydropulsanlage erneut in Betrieb genommen wird und bereits wieder gut mit Aufträgen ausgelastet ist, hat auch mit der Stabilität der alten Dame selbst zu tun. „Die Prüfzylinder von 1976 sind noch gut in Schuss“, resümiert Dieter Katz, Leiter der Zweigstelle Würzburg seit 2006. Trotzdem wurde das imposante Prüfwerkzeug von Grund auf überholt und „gut 100.000 Euro“ investiert, u.a. in die neue digitale Steuerungsanlage. Der Grund für die Reaktivierung ist nicht nostalgischer Natur, sondern liegt in der Entwicklung neuer Prüfgeschäftsfelder. „In den 20er Jahren waren wir die Prüfstelle für Eisenbeton. Dann kam der Stahlbeton als neuer Baustoff“, referiert Katz. „Bis in die 70er und 80er Jahre wurden einzelne Betonwürfel auf Druckfestigkeit geprüft“, so Katz weiter, „das ist heute ein Massengeschäft. Die Würzburger Materialprüfer aber sind jetzt vor allem als Berater gefragt. In speziellen Versuchsreihen wird ermittelt, wie Produkte optimiert werden können. In der Glasprüfung hat Würzburg sich hier bereits einen Ruf als Experte erarbeitet. Heute geht es mehr und mehr darum, Entwicklungsabteilungen von Herstellern zu unterstützen. Diese Aufgaben werden oft von Prüflabors technischer Universitätsfakultäten übernommen – „doch die sind hoffnungslos überlastet“, so Katz. So kam die LGA in Würzburg erneut ins Spiel. „Unsere Stärke ist, dass wir nicht nur die Prüfanlage, sondern auch das ingenieurtechnische Knowhow besitzen.“ Nachgefragt wird zwar immer noch die klassische Materialprüfung („bis zum Punkt x hat es gehalten, danach ging es kaputt“), doch eine wichtige Ergänzung ist der Expertenrat, die Ingenieursempfehlung zur Weiterentwicklung von Produkten. Mit der Hydropuls kann man das Material sowohl auf kontinuierlich als auch auf dynamisch einwirkende Kräfte prüfen. Als Spezialist für Sonderkonstruktionen und Sonderversuche hat sich die LGA damit erneut einen Namen gemacht und ein altes Geschäftsfeld neu belebt. „Inzwischen rufen immer mehr Kollegen an, die sich an die Existenz der alten Hydropuls erinnern und fragen nach, ob wir nicht einen Materialprüfauftrag übernehmen könnten“, schmunzelt Katz, dessen „Nase“ für Entwicklungen sich einmal mehr bewährt hat.

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